
Ingwer, gesunder Exot im Selbstanbau
Seid ihr ebenso Ingwer verrückt wie ich? Ich liebe ihn, vor allem weil wir die indonesische Küche mögen, die ohne den würzig scharfen Exoten schwerlich auskommt.
Eines unserer Lieblingsgerichte sind grüne Bohnen mit gehacktem Ingwer und Knoblauch und Salz, in der Pfanne gegart. Darüber hinaus peppt Ingwer Smoothies, Tees, Gebäck und einheimischen Gerichten kräftig auf, ist supergesund und regt den Stoffwechsel enorm an.
Im Supermarkt bekommt man überwiegend Ingwer aus China, obwohl Indien der weltgrößte Produzent ist. Mit China Importen fühle ich mich unwohl, weshalb ich den kleinen Exoten selber anbauen wollte – und kann – jetzt, wo ich meinen wundervollen Gemüsegarten habe.



Ingwer selbst Anbauen
Vor knapp 3 Jahren schnitt ich von einem gekauften Ingwer ein Stück ab, an dem ein kleiner grüner Austrieb zu sehen war.
Ich schnitt das Stück derart, dass es standfest und der Spross nach oben ausgerichtet war.
Den Abschnitt stellte ich in Wasser, eben so tief, dass der Austrieb nass wird. Unterhalb des kleinen grünen Austriebs bildeten sich nach ein Paar Tagen Wurzeln.
Ab damit in ein Töpfchen, flach in Erde gepflanzt.
Von nun an pflegte ich meinen Ingwer mäßig bis gar nicht, denn Ingwer ist überhaupt nicht anspruchsvoll. Er braucht tiefgehend Erde, sprich Platz nach unten. Er mag es feucht, ohne nasse Füße. Sonnig, ohne brennende Mittagshitze. Kühl im Winter, ohne Frost. Gute Erde, ohne Dünger, Kompost reicht völlig aus.
C’est tout!

Vom Rhizom zur kräftigen Pflanze
Ich nutzte einfache schwarze Kunststoffkübel mit Henkeln, die lassen sich besser tragen.
Achtet darauf, dass der Kübel nicht in der prallen Sonne steht, sonst heizt sich die Erde darin ungemein auf, feine Rhizome könnten „verbrennen“.
Hin und wieder bekam meine Pflanze Brennnesselwasser.
C’est tout!
Meine Ingwerpflanze stand vom Frühjahr bis Ende Herbst draußen und musste mit allen Wetterkapriolen klar kommen.
Die Pflanze auf dem Foto ist ca. 2 Jahre alt und hat zwei hiesige Winter draußen durchlebt. Ich muss dazuschreiben, dass es hier in Frankreich keinen Frost gibt. Die niedrigsten Temperaturen liegen bei max. -2 Grad und das für ein paar Stunden in der Nacht.
Ende Herbst oder besser, definitiv bevor die Nächte im geringen einstelligen Temperaturbereich liegen, bekommt die Pflanze, bzw. der Kübel einen Kälteschutz. Lasst den Kübel weitestgehend „austrocknen“, damit die Pflanze nicht mit nassen Füßen ins Winterlager kommt. Sie zieht sich etwas zurück, das ist normal.

Ingwer richtig überwintern
In Breitengraden, in denen der Winter langanhaltend frostig ist, überlebt der Exot draußen nicht. Zum Überwintern reicht aber ein kühler Platz im Haus, wenig Licht und Wasser. Steht er zu warm, ist er anfällig für die weiße Fliege.
Stellt ihn ab Frühjahr hell, aber nicht warm. Falls er bereits draußen steht, gönnt ihm ein Frostschutz Vlies über Nacht. Wohnt ihr in einer raueren Region als wir, achten darauf, dass die Ingwerpflanze nicht nass dem Frost ausgesetzt ist.
Dringen die ersten grünen Blattspitzen durch die Erde, darf er komplett ins Tageslicht. Von direkter Sonneneinstrahlung hinter einer Scheibe, z.B. Wintergarten oder Südfenster rate ich ab. Besser ist ein Ostseitenfenster oder die Abendsonne im Westen.
Ab durchgängig 2-stellige Temperaturen darf er auch in rauen Regionen nach draußen, jetzt gerne in die Sonne.
Mein Ingwer kam in diesem Jahr aus einem miserablen Winterlagern (Asche über mein Haupt, private Gründe verhinderten eine liebevolle Gestaltung). Er sah erbärmlich aus: Die Erde war fast zu „Staub“ geworden, das tote Grün, jetzt braun, hing noch an den Rhizomen, knall trocken…
Vorsichtig nahm ich alles aus dem Kübel heraus, schüttelte die lose tote Erde ab und bettete die Pflanze in einen sauberen Kübel mit guter Komposterde. Behutsam alle 3 bis 4 Tage etwas Wasser, bis das erste frische Grün zu sehen war. Dann habe ich das tote Blattwerk entfernt und der Pflanze draußen ein sonniges geschütztes Plätzchen gegeben.
Im Frühsommer hatte die Pflanze mit ihren Wurzeln den Topfboden ausgefüllt, ich wollte aber erst im Herbst ernten. Um den Rhizomen noch ein wenig Zeit zu geben, nahm ich den Busch vorsichtig aus dem Topf, gab gute Erde unten hinein und setzte den Busch wieder ein.
Im Herbst war es dann so weit – die Ingwer Ernte
Ich war schon ein bissel aufgeregt, denn ich hatte keine Ahnung, wie man Ingwer erntet. Nach fast 2 ½ Jahren, so dachte ich, muss die Ernte doch dicke Knollen bringen, mindestens so wie die aus dem Supermarkt.
Ingwer Ernte ist echte Handarbeit





- Erstmal die ganze Pflanze aus dem Kübel nehmen.
- Wurzeln vorsichtig von Erde befreien, damit die waagerechten Stücke nicht verletzt werden. Ich habe die Pflanze geteilt und das kleinere Stück wieder eingepflanzt.
- Das größere Stück wollte ich beernten.
- Das lange Wurzelgeflecht abschneiden, die Stengel Einkürzen.
- Die übrig gebliebene Erde mit einem kräftigen Wasserstrahl abspülen.
Die gesamte Prozedur ist ein wenig umständlich / aufwendig und sollte mit Bedacht erfolgen, um die Pflanze nicht unnötig zu „verletzen“.
Voilà → mein Ja, was eigentlich? Seht selbst…
Ernüchterung und mehr als nur ein Hauch Enttäuschung überkam mich.

Ich dachte ernsthaft, dass ich dicke fette Rhizome ernten werde, und dann kamen diese bleistiftdicken Stängelchen dabei raus, die weder nach Ingwer rochen, noch schmeckten.
Falls einer von Euch eine Idee hat, warum mein Ingwer immer größer wurde, einen großen Kübel durchwurzelte, aber kaum Rhizome bildete, dann bitte – schreibt es mir in die Kommentare.
Zum Glück gab es vor ein paar Tagen „frischen“ Ingwer aus Brasilien im Supermarkt.
Fazit
Nichtsdestotrotz werde ich den wieder eingepflanzten Ingwer weiterzüchten, so schnell gebe ich nicht auf. Erstmal bleibt der Topf flacher, damit er nicht so viele krautige Wurzeln bilden kann.
Oder doch in die Erde setzen, damit er mehr Platz hat? Ich weiß es noch nicht, das entscheide ich nächstes Frühjahr.
Möglicherweise schenkt mir dieser Ingwer als Ausgleich eine schöne Blüte in seinem dritten Lebensjahr?
Immerhin weiß ich jetzt, warum Ingwer so teuer ist.
A bientôt

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