
Ein Hund namens Tutnix
Neulich, an einem wunderschönen Herbsttag, bei einem entspannten Spaziergang im Park, stürmt ein etwa kniehoher Hund ungebremst auf mich zu.
Zwar habe ich keine Angst vor aufdringlichen Hunden, dennoch war ich achtsam und beobachtete ihn erst einmal.
Dieser Hund unterschritt binnen weniger Sekunden meine persönliche Individualdistanz drastisch. Das sollte ich einmal mit ihm machen – wie würde er das finden?
Selbst wenn er bisher freundlich war, empfand ich ihn als immens bedrängend, denn er umkreist mich und schnüffelte meine Hosenbeine rauf und runter. Dazu stieg er unverfroren an mir hoch und hinderte mich vehement am Weitergehen.
Kurz überlegte ich, ob er ein netter Vierbeiner bleibt, wenn ich „durch-ihn-durch“ gehe.
Ich schaute mich um und in einer Entfernung von ca. 40 Metern sah ich den vermeintlichen Hundebesitzer.
Zu Erkennen an dem schlenkernden Arm, einem kleinen Kasten in der Hand haltend.
„Ah, Flexi-Bimmel-Leine“, dachte ich mir. Der Mensch rief mir etwas zu – ich verstand nix. Während der Hund mich weiterhin aufgeregt und Schwanz wedelnd umkreiste, veränderte der dazugehörige Mensch sein Tempo keineswegs. Gemütlich schlenderte er an mich heran. Gefühlte 10 Minuten später hatte er mich erreicht, oder besser gesagt war er in einem Abstand, in dem man sich normal Unterhalten konnte.
Mittlerweile lehnt der Hund sich quer vor mir stehend leicht gegen meine Schienbeine.
Jetzt, wo sich der Hundebesitzer zu uns gesellt hatte, wurde ich mutiger und versuchte, den Hund zu streicheln. Während ich mich zu ihm runter beugte, fragte ich nach dem Namen des Tiers. Als ich meine Hand ausstreckte, bellte er mich an – ich zuckte zusammen.
Der Mensch sagte: »Der? – Tut nix.«
„Ach“, sagte ich, „das ist ja ulkig. Eine Bekannte von mir hat einen Hund, der heißt Rafftnix.“
Der Hundebesitzer sah mich verständnislos an, schüttelte den Kopf und ging kommentarlos seines Weges. Er lies mich mit Tutnix einfach stehen.
„Äh – hallo? Sie haben hier wen vergessen“, rief ich ihm hinterher. Doch der Mann scherte sich weder um seinen Hund, geschweige denn um mich.
„Was mache ich denn jetzt“, dachte ich, weil der Hund mich partout nicht weitergehen ließ. Entweder stellte er sich mir in den Weg oder sprang an mir hoch. Obendrein bohrte er seine Nase in meine Jackentasche. Ich sah dem Besitzer nach, der aus Entfernung pfiff und rief, was Tutnix gänzlich ignorierte.
„Tutnix also. Ja, das passt. Für deinen Besitzer tust du wahrlich nix“, sagte ich zu dem Hund.
Nach kurzer Überlegung verwarnte ich ihn vor: „Wenn ich nicht durch dich durchgehen kann, dann eben anders – du hast es so gewollt.“
Ich holte aus tiefster Kehle ein grollendes Knurren nach oben, was einen spontanen Hustenreiz auslöste. Und, siehe da…
Tutnix stoppte seine mich bedrängenden Handlungen, trat einen Schritt zurück, drehte die Ohren nach hinten und blickte sich »verlegen« zu seinem Menschen um. Just in diesem Moment pfiff der Mensch erneut. Tutnix flitze los und lies mich allein zurück.
„Na, du bist ja voll der Held“, dachte ich und musste lachen.
Während ich meinen Weg jetzt endlich fortsetzen konnte, schossen mir etliche Fragen durch den Kopf.
Wieso heißt ein solcher Hund »Tutnix«? Der tut doch etwas. Er ist frech, hat meine Kleidung beschmutzt, sogar meine Jackentasche ein Stückchen abgerissen und mich zum Stillstand gezwungen.
Was hätte ich gemacht, wäre das ein großer, kräftiger Hund gewesen? Was hat dieser Hundehalter eigentlich für eine kontroverse Wahrnehmung?
Hätte ich Angst vor Hunden, hätte sein Freilauf auf mich zu bereits mentale Spuren hinterlassen.
Der tut nix? So ein Blödsinn!
Der tut ganz viel! Dieser Hund minimiert, durch sein äußerst lästiges Verhalten, meine Lebensqualität. Kein Wunder, dass es immer mehr Mitbürger gibt, die sich als latente Hunde-Gegner outen.
Überlegenswert: Ein Hund, er auf Distanz von seinem Besitzer nicht korrigiert, reglementiert oder kontrolliert werden kann, gehört angeleint.
Das Prestige der Hundebesitzer ist seit Jahren wenig löblich – wen wunderst? Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein ist angesagt und nicht „die Anderen machen das auch nicht“ oder Ähnliches. Immer zuerst bei sich anfangen, dann wird alles gut.
À Bientôt
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